Pressemitteilung des Imkerverbands Berlin e.V.

Wildbienen vs. Honigbiene?

Der Imkerverband Berlin e.V., Berlins größte imkerliche Interessensvertretung, weist Forderungen aus einem in „DER SPIEGEL“ 16/23 erschienen Artikel zurück, nach denen Bienenvölker nicht „in die Nähe“ von Naturschutzgebieten aufgestellt werden sollen.
„Angesichts eines Flugradius von bis zu 10 Kilometern wäre das nicht nur das Ende der Berliner Bienenhaltung, sondern auch zahlreicher, vor allem imkerlich getragener Initiativen zur Anlage und Pflege wildbienengerechter Biotope.“, betont Dr. Melanie von Orlow, die Vorsitzende des Landesverbandes, „Viele der im Verband organisierten Berliner Imkervereine kümmern sich intensiv um ein bienenfreundlicheres Berliner Stadtgrün.“

So hat allein der Imkerverein Zehlendorf und Umgebung e.V. bisher achtzehn bienenfreundliche Stadtbäume und 4.000 Krokusse und Puschkinien gepflanzt. Weitere sechszehn Stadtbäume wird die Berliner Imkerschaft Dank des Verkaufs gespendeten Honigs auf der Grünen Woche ab 2024 pflanzen lassen. Bienenlehrpfade, Imkerei-AGs und Pflanzprojekte an Schulen - durchgeführt von bienenbegeisterten Verbandsmitgliedern - helfen Wild- und Honigbienen, denn bei der Berliner Bienenhaltung geht es nur selten um viel Honigernte: Nur etwa 9% des lokalen Bedarfs werden vor Ort gedeckt.
Honigbienen sind schon seit Tausenden von Jahren Teil der europäischen Tierwelt wobei die verschiedenen Unterarten miteinander kreuzbar sind und durch Zuchtbemühungen zu umgänglicheren Nachbarn wurden. Langjährig wild lebende Honigbienenvölker sind daher in ganz Berlin selbstverständlicher Teil der natürlichen Bestäubervielfalt. Im Gegensatz zu der Situation in Amerika, wo die Honigbiene ein Neubürger ist, ist eine Konkurrenz zwischen den verschiedenen Bienen daher ganz normaler Alltag.
„Das größte Problem für Berliner Wildbienen ist die massive Versiegelung und Bebauung.“ führt Melanie von Orlow aus. Insbesondere die Bebauung der letzten großen Brachflächen, wie es die neue Koalition plant, wird den vornehmlich im Boden nistenden Wildbienenarten zusetzen. Die Ausweisung neuer Naturschutzgebiete begrüßt der Verband daher ausdrücklich, selbst wenn dies Begrenzung der Bienenhaltung in solchen Gebieten mit sich bringt.
Anlässlich des diesjährigen 70. Geburtstages des Landesverbandes stellt Melanie von Orlow fest: „Regionalen Honig aus Berliner Stadtblüte und Platz für Bienen aller Couleur gibt es nur mit uns Imkern und Imkerinnen!“